Aus: Elena Poniatowska, Nada, Nadie
7:18.00
Ich weiß bis heute nicht, ob ich einfach Glück hatte, dass ich in diesem rosafarbenen, dreistöckigen Hotel im spanischen Stil, mit seinem Hof, seinen breiten Steintreppen und seiner Lobby mit den schweren Ledersesseln abgestiegen bin.
Es ist kein Luxushotel, aber bequem. Mein Zimmer befindet sich im ersten Stock. Der Lärm der Stadt dringt von unten herauf. Die Kinder sind seit knapp 20 Minuten in der Schule, die Angestellten auf dem Weg zur Arbeit.
Der Verkehr ist dicht wie immer. Mexiko ist eine der Städte mit der höchsten Umweltverschmutzung der Welt. Nicht nur wegen der Fabrikschlote und Abgase, sondern auch wegen des Lärms. Hier ist Hupen erlaubt, und die Verkehrsteilnehmer machen auf sehr südländische Weise davon Gebrauch.
7:19.00
Plötzlich ein lautes Knirschen. Ich liege auf dem Bett und spüre ein kurzes Schwindelgefühl. Das Knirschen wird lauter und ich habe das Gefühl, dass sich das Bett bewegt. Die offene Badezimmertür schlägt erst gegen den Rahmen, dann gegen die Wand. Ich bin noch nicht ganz wach, und einen Moment lang frage ich mich, ob jemand ins Zimmer gekommen sein könnte. Ist es die Reinemachefrau, die meinte, ich habe das Zimmer schon geräumt? Ich höre das Geräusch von klirrenden Gläsern, das Licht über dem Wachbecken geht aus. Weiterlesen „Zum Jahrestag des Bebens“ →