Geniale Kamera, starke Geschichte, überraschende Erzählweise, faszinierende Darstellerinnen, überwältigende Stadt (nein, nicht Rom, sondern der Stadtteil Roma von Mexiko-Stadt) — unbedingt sehen!
Als Synkretismus bezeichnet man die Vermischung von verschiedenen Religionen, wie sie in Mexiko nach der Eroberung durch die Spanier zu beobachten war. Die Fiesta de la Santa Cruz von Querétaro, zu der sich vom 12. bis 15. September mehr als zehntausend „Concheros“ zu Tänzen und einem großen Umzug einfinden, ist ein Beispiel dafür. Weiterlesen „Synkretismus“
Meine mexikanische Familie sang mir „Las Mañanitas“, dann durfte ich die Kerzen ausblasen und die Schokoladentorte anschneiden. Es war mein erster Geburtstag in Mexiko. Ich nahm mein großes deutsches Küchenmesser, das ich durch den Zoll ins Land geschmuggelt hatte, peilte gewissenhaft über die Klinge, zerteilte die Torte mit einem präzisen Schnitt in zwei exakt gleich große Hälften, halbierte die Hälfte und viertelte die Viertel. Als ich stolz das erste Stück auf einem Teller weitergab, blickte ich in das lange Gesicht meines Schwiegervaters.
„Solche Stückchen serviert man in Deutschland?“
Als ich das Glück hatte, nach Mexiko zu kommen und die Meisterwerke der altmexikanischen Kunst an Ort und Stelle sehen zu können, suchte ich nach einem Werk, das eine Einführung in dieses Kunstschaffen aus seinen geistigen und schöpferischen Voraussetzungen heraus geboten hätte. Aber das, was ich suchte: Ein Ästhetik des altmexikanischen Kunstschaffens, fand ich nicht. Also entschloss ich mich, es selbst zu schreiben.
(Paul Westheim, Vorwort zu Die Kunst Alt-Mexikos.) Weiterlesen „Paul Westheim und die Kunst Alt-Mexikos“
Weihnachten und Advent werden natürlich im ganzen Land ausgiebig gefeiert, aber nirgends mehr als in Xochimilco im Süden von Mexiko-Stadt. Hier ufern die Feiern derart aus, dass man das Wort „Weihnachten“ neu definieren müsste.
„Wenn Du in den Ring steigst, weiß du nie, was passiert — ob du unverletzt rauskommst, oder ob du im Leichenschauhaus landest.“ (Blu Panter)
„Lucha Libre ist Therapie, Katarsis. Du lässt alles raus, was sich in dir angestaut hat und was du unterdrückt hast.“ (Dos Caras, Luchador)
„Wenn Blu Panter auf seinen Gegner einschlägt, dann ist das nicht Blu Panter, sondern dann bin ich das, der auf seinen Chef, seinen Mitschüler oder seinen Schwiegervater einschlägt. Die Zuschauer versetzen sich in die Rolle des Luchadors und deshalb erkennen sie sich selbst nicht wieder.“ (Julio Cesar Rivera, Journalist)
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Doris Dörrie hat in der →ZEIT einen Abend in der Arena México beschrieben.
Ein legendärer mexikanischer Comic war La Familia Burrón von Gabriel Vargas (1915-2010), der 1948 an die Kiosks kam. Doña Borola Tacuche de Burrón und Don Regino Burrón leben mit ihren Kindern Regino (El Tejocote), Macuca (La Pecocha), Fóforo und ihrem Hund Wilson in einer Vecindad, doch hinter den harmlosen Geschichten verbirgt sich oft beißende Satire und Sozialkritik. Die Geschichten für das letzte Heftchen zeichnete Vargas noch kurz vor seinem Tod, und die alten Nummern werden bis heute immer wieder nachgedruckt und in Sammelbänden herausgegeben.
Jetzt ist Desierto in Deutschland als DVD im Handel, der neue Film von Jonás und Alfonso Cuarón (den Machern von Gravity) mit Gael García Bernal und Jeffrey Dean Morgan in den Hauptrollen.
Für Menschen aus Paris, New York oder London ist der Tod ein Wort, das man vermeidet, weil es einem die Lippen verbrennt. Der Mexikaner dagegen sucht, streichelt, foppt, feiert und vögelt ihn; er ist sein liebstes Spielzeug und seine treueste Geliebte. Vielleicht wird er ebenso von der Angst vor ihm gequält wie die anderen, aber er versteckt sich nicht vor ihm und verheimlicht ihn nicht, sondern sieht ihm mit Verachtung, Geduld oder Ironie ins Gesicht…
Weiterlesen „Día de Muertos steht vor der Tür“
Aus: Elena Poniatowska, Nada, Nadie
7:18.00
Ich weiß bis heute nicht, ob ich einfach Glück hatte, dass ich in diesem rosafarbenen, dreistöckigen Hotel im spanischen Stil, mit seinem Hof, seinen breiten Steintreppen und seiner Lobby mit den schweren Ledersesseln abgestiegen bin.
Es ist kein Luxushotel, aber bequem. Mein Zimmer befindet sich im ersten Stock. Der Lärm der Stadt dringt von unten herauf. Die Kinder sind seit knapp 20 Minuten in der Schule, die Angestellten auf dem Weg zur Arbeit.
Der Verkehr ist dicht wie immer. Mexiko ist eine der Städte mit der höchsten Umweltverschmutzung der Welt. Nicht nur wegen der Fabrikschlote und Abgase, sondern auch wegen des Lärms. Hier ist Hupen erlaubt, und die Verkehrsteilnehmer machen auf sehr südländische Weise davon Gebrauch.
7:19.00
Plötzlich ein lautes Knirschen. Ich liege auf dem Bett und spüre ein kurzes Schwindelgefühl. Das Knirschen wird lauter und ich habe das Gefühl, dass sich das Bett bewegt. Die offene Badezimmertür schlägt erst gegen den Rahmen, dann gegen die Wand. Ich bin noch nicht ganz wach, und einen Moment lang frage ich mich, ob jemand ins Zimmer gekommen sein könnte. Ist es die Reinemachefrau, die meinte, ich habe das Zimmer schon geräumt? Ich höre das Geräusch von klirrenden Gläsern, das Licht über dem Wachbecken geht aus. Weiterlesen „Zum Jahrestag des Bebens“
Es wäre wohl zu einfach, Mexiko-Stadt auf ein einziges Lebensgefühl reduzieren zu wollen, aber wenn ich eines benennen sollte, dem ich besonders häufig begegne, dann ist dies die Nostalgie. Weiterlesen „Nostalgie“
Wer den Film Huicholes: Los últimos Guardianes del Peyote nicht gesehen hat, kann ihn hier für knapp 3 Euro ausleihen und zuhause am Computer sehen.
„GUT, DANN GEHEN WIR jetzt ohne dich weiter.“
Plötzlich befällt mich die Angst, dass meine ganze Reise umsonst gewesen sein könnte. Kurz bevor ich Zeuge eines Rituals werde, das vor mir noch kein Anthropologe gesehen hat, muss ich einsehen, dass es mir nicht gelungen ist, das Vertrauen der Huicholes zu gewinnen. Sie wollen mich in Real de Catorce zurücklassen.
von David Lida
Von meinem allerersten Besuch an war ich von Mexiko begeistert. Ich bin immer wieder in das Land gereist, doch in die Hauptstadt habe ich mich nie getraut. Ich stand damals ganz unter dem Eindruck der Greuelpropaganda, die Mexiko-Stadt als schmutziges, hektisches, überfülltes und von Armut gezeichnetes Irrenhaus darstellte. Ich stellte mir die Stadt wie ein zweites Kaluktta vor und malte mir armlose Bettler aus, die den Touristen ihre Stümpfe entgegenreckten, um ein paar Pesos zu erbetteln.
In der Telenovela El Sexo Débil (Das schwache Geschlecht, 2011) nimmt Produzent Epigmenio Ibarra die mexikanischen Machos aufs Korn. Im Mittelpunkt steht die Familie Camacho: Vater Agustín Camacho, Kardiologe, der sich in seiner Vorzeigefamilie immer einsam gefühlt hat, und seine vier Söhne: der Gynäkologe Álvaro, der sich vom Erfolg seiner Frau bedroht fühlt; der Schönheitschirurg Julián mit einem »besonderen Händchen für Frauen«; der Psychiater Dante, der sich selbst nicht versteht; und der Neurologe Bruno, der als einziger eine glückliche und homosexuelle Beziehung führt. In 120 täglich ausgestrahlten Folgen mutieren die Ca-Machos zu Softis und die Telenovela zur Bildungsanstalt des neuen mexikanischen Mannes. Schade, dass es vor allem Frauen sind, die Telenovelas schauen. (Ein Klick auf die Namen führt zu den jeweiligen Trailern.)